NEOPHYT SOMMERFLIEDER - OG Vierkirchen

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NEOPHYT SOMMERFLIEDER

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Schmetterlingsflieder – Hilfe für unsere Schmetterlinge?

Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) oder auch Sommerflieder ist ein aus Asien stammender, beliebter Zierstrauch, der vielfach als insektenfreundlicher Schmetterlingsmagnet angepriesen wird. In vielen Gärten ist er zu finden, weil er nicht nur hübsch blüht, sondern vermeintlich auch Faltern und Bienen Nahrung bietet.

Leider hat sich noch nicht genug herumgesprochen, dass er auf der Beobachtungsliste invasiver Neophyten steht und in der Schweiz bereits ein Pflanzverbot besteht.
Was bedeutet invasiver Neophyt?
Neophyt bedeutet nicht heimisch, invasiv heißt, dass die Art besonders durchsetzungsstark ist und sich in der freien Natur ausbreitet.
Dies geschieht durch viele leichte und weit fliegende Samen, die vor allem auf Mager- und Trockenflächen keimen. Dabei verdrängt der Schmetterlingsflieder nur selten direkt andere Pflanzen, sondern wandelt den Boden dieser Biotope um. Die weit herunterhängenden Zweige sind sogenannte Nährstofffallen. Laub und andere organische Abfälle sammeln sich darunter und reichern den Boden mit Nährstoffen an. Das aber ist der Tod für die in diesen Biotopen lebenden und oft bedrohten Spezialisten für Mager- und Trockenböden. In der Folge siedeln sich weitere nährstoffliebende Pflanzen wie z.B. die ebenfalls invasive Kanadische Goldrute an, die einen ähnlichen Lebensraum besiedelt und den Boden zusätzlich mit Nährstoffen versorgt, aber auch ein für andere Pflanzen undurchdringliches Wurzelgeflecht bildet.
Die Artenvielfalt solcher Biotope geht drastisch zurück - was besonders fatal ist, da wir nicht mehr so viele dieser Biotope haben.
Viele Gärtner bringen Argumente zugunsten des Schmetterlingsflieders vor, die wir uns hier genauer anschauen möchten:
1. „Ich habe Buddleja seit vielen Jahren im Garten und noch nie einen Sämling gefunden“
Das kann stimmen, da die Samen sehr mageren Boden zum Keimen brauchen und in normaler Gartenerde oder stickstoffreichen Böden nicht gut aufgehen. Sie keimen in jenen mageren Biotopen, in die sie durch Windflug gelangen.
  
2. „Ich habe noch nie Buddleja in der Natur gesehen“
Buddleja ist nicht überall ein Problem, sondern oft in aufgelassenen Ton- und Kiesgruben oder Steinbrüchen bzw. Naturschutzgebieten. In der Region München sind sie aber häufig entlang der S-Bahn-Strecken zu sehen.
  
3. „Ich schneide vorsichtshalber die Rispen nach dem Verblühen ab, so dass kein Samen gebildet werden kann“
Dies ist leider ein Trugschluss. Da die Rispen von unten nach oben abblühen, sind unten schon Samen ausgereift, wenn oben erst die letzten Knospen aufgehen – das heißt also, es müsste in voller Blüte geschnitten werden.
Eine imposante Staude: Der Blutweiderich bietet Nahrung für Falter und deren Raupen
4. „Ich habe eine sterile Sorte, die bildet keine Samen“
„Sterile“ Sorten bilden lediglich keinen Pollen aus. Die Blüten können aber durchaus mit dem Pollen anderer Buddlejapflanzen befruchtet werden und Samen ausbilden.
  
5. „Buddleja ist wichtig für Insekten, weil so spät kaum etwas anderes blüht“
Seit Jahrtausenden ist es so, dass ab Juli die Blütenfülle zurückgeht. Unsere Insekten sind hervorragend daran angepasst. Blüten sind für die meisten Insekten zu dieser Jahreszeit nicht mehr von Bedeutung.
Ihre Eier sind gelegt, die Kokons bzw. Larven sind bereit zum Überwintern und auch die Vorräte sind angelegt.
Es beginnt das große, natürliche Sterben in Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit. Das was die Insekten zum Überleben jetzt brauchen, sind natürliche Strukturen wie Totholz- , Stein- und Laubhaufen, Trockenmauern, Benjeshecken oder auch Zugänge zu Holzschuppen und Hohlräumen unter der Erde.
 
6. „Aber warum sitzen dann Schmetterlinge drauf?“
Buddleja hat ca. 15 mm tiefe Blütenkelche. Ungefähr auf der Hälfte sitzen wenige, absolut winzige Pollen. Ganz unten im Kelch gibt es eine ebenfalls winzige Menge Nektar. Die Lockwirkung der Blüte bleibt auch dann noch erhalten, wenn das kleine bisschen Nektar aufgebraucht ist. Langrüsselige Insekten können das nur feststellen, indem sie jede einzelne Blüte testen. Der damit verbundene Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. Ist die Rispe durchgeblüht, sind auch die letzten Blüten ohne Nektar, werden aber immer noch erfolglos abgesucht.
Die Wilde Karde wird nicht nur von Schmetterlingen besucht, sondern auch von allerlei Insekten und Vögeln
Fazit:
Der Schmetterlingsflieder hilft keinem heimischen Insekt, sondern schadet der Artenvielfalt in unserem Garten und darüber hinaus.
 
Mit diesem Wissen ausgestattet, sollten Gärtner ihn durch andere Pflanzen ersetzen.
 
Den einen wirklich heimischen Ersatz in Strauchform gibt es nicht – da die Insekten ja wie gesagt im Spätsommer gar nicht mehr auf Blütensträucher angewiesen sind.
 
In dieser Zeit blühen allerdings viele nektar- und pollenreiche Stauden wie Blutweiderich, Johanniskraut, Wasserdost, Wilde Möhre und Dost. Allein der Wasserdost (Eupatorium cannabinum) wird von 72 Wildbienenarten, darunter 11 spezialisierte, und 30 Schmetterlingsarten besucht.
Bild links: Der wilde Dost ist - ebenso wie der große Wasserdost - ein Schmetterlingsmagnet


Da die heimischen Insekten auch nicht durch Ko-Evolution an die Pflanze angepasst sind, können die Raupen der spezialisierten Schmetterlinge sich nicht vom Laub ernähren. Wo keine Larve oder Raupe satt wird, besucht im Folgejahr auch kein Schmetterling oder Insekt die Blüten. Die Vielfalt nimmt jedes Jahr ab, auch wenn man 100 Schmetterlingsflieder in den Garten pflanzt.
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